Hochschulpolitik

Mehr zu unsereren Erfolgen und unserer Arbeit in der Studierendenvertretung findest du auf unserer Seite zur ÖH Bundesvertretung.

Wir, der VSStÖ, fordern eine freie, demokratische und emanzipatorische Hochschule, die allen gleichermaßen zugänglich ist. Es reicht nicht aus, sich nur zu beschweren, ohne etwas verändern zu wollen, weshalb wir uns stetig und aktiv für positive Veränderungen einsetzen. Wir kämpfen für eine fortschrittliche und gleichberechtigte Gesellschaft, wobei wir uns nicht darauf verlassen, dass andere die richtigen Entscheidungen für uns treffen.

„Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft!“ – Antonio Gramsci

Die zentrale Idee des sozialistischen Bildungsbegriffs ist die Veränderbarkeit und Verbesserung der aktuellen Lebensumstände. Diese sind abhängig von aktuellen gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen. Das derzeit herrschende System, in welchem sich auch unsere Hochschulen befinden, ist keine starre, natürliche Erscheinung, sondern ein Produkt unterdrückender, kapitalistischer und sexistischer Machtverhältnisse, die seit Jahrhunderten reproduziert werden. Geht es um eine Veränderung und gleichzeitige Verbesserung der Umstände, stellt Lernen einen essentiellen Faktor dar. Es beschreibt die Veränderung des Verhaltens, Denkens und Fühlens durch Erfahrungen. Wir sind der Überzeugung, dass die Veränderung dieses zum Scheitern verurteilten Systems durch Bildung erlangt werden kann.

Studiengebühren, Aufnahmetests, Leistungsdruck, Drittmittelfinanzierung, strenge Voraussetzungsketten, unbezahlte Pflichtpraktika, vermehrter Einfluss wirtschaftlicher Faktoren im Bildungssektor, Beschränkung studentischer Mitbestimmung und und und. Der Einzug neoliberaler sowie neokonservativer Wert- und Weltvorstellungen in die Gestaltung unseres Hochschulwesens stellt uns Studierende vor besondere Herausforderungen. Die vermehrte Ökonomisierung von Bildung widerspricht unserem Bildungsbegriff massiv!

Lehre und Forschung müssen, fernab des kapitalistischen Konkurrenzdenkens, zum Wohle der Allgemeinheit arbeiten und nicht marktwirtschaftliche Interessen befriedigen.

Unser sozialistisches Grundverständnis strebt nach einer demokratischen Hochschule für alle. Die soziale Herkunft einer Person darf nicht darüber entscheiden, ob sie Bildung genießen darf, es gilt der gesamten Gesellschaft den Zugang zu einem Hochschulstudium zu ermöglichen! Es soll keine Rolle spielen, ob ein Lehrabschluss oder eine Matura vorgewiesen werden kann. Allein das reale Interesse an einem Studium soll den Zugang ermöglichen. Zusätzlich müssen Strukturen und Gremien an Hochschulen so gestaltet sein, dass Studierenden mehr Mitsprachemöglichkeit in der Gestaltung ihres Studiums geboten wird.

Die Finanzierung der Hochschulen ist eine der Kernfragen hochschulpolitischer Debatten. Sieht man sich diese genauer an, wird deutlich, dass die Zahlen der Studierenden in keiner Relation zu den verfügbaren finanziellen Mittel stehen.

Es muss ein Umdenken in der Gestaltung des Hochschulbudgets stattfinden. Wir fordern eine Ausfinanzierung der Hochschulen mit 2% des BIPs, eine Finanzierung die es ermöglicht auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Standorts einzugehen, die Orientierung des Personalbedarfs an der Studierendenzahl, und die Unterstützung zur Erreichung gesellschaftspolitischer Zielsetzungen (z.B FLINTA*förderung, Ökologie und Nachhaltigkeit, sowie Digitalisierungsstand herangezogen) durch das Schaffen von positiven Reizen.

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender* und ist der Versuch einen Ausdruck für eine Personengruppe zu finden, die nicht cis männlich ist.

“Es kann doch eh jede_r studieren“ – ein viel gehörter Spruch, der aber gar nicht der Realität entspricht. Vielen bleibt der Weg zur tertiären Bildung alleine schon aufgrund der finanziellen Situation ihrer Eltern verwehrt und bereits mehr als 60% von uns Studierenden müssen neben dem Studium arbeiten, um uns das Leben finanzieren zu können. Dieser zusätzliche Aufwand verlängert die Studiendauer und zwingt längerfristig viele dazu, Studiengebühren zahlen zu müssen, oder gar abzubrechen. Wir wollen einen barrierefreien Zugang zu unseren Hochschulen. Ein treffsicheres und lückenloses Beihilfensystem, leistbarer Wohnraum, kostenlose öffentliche Verkehrsmittel, sowie den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen. Keine Aufnahmetests, keine Studiengebühren.

Unser Hochschulwesen in seiner Gesamtheit ist voll von Barrieren. Diese können sich auf verschiedenste Arten äußern: Sie können finanziell, physisch oder psychisch sein. Wir wollen bedingungslose Barrierefreiheit in Hochschulgebäuden & Studierendenwohnheimen, Lehrveranstaltungen auch für seh- und hörbeeinträchtigte Menschen zugänglich und mit Streams online abrufbar machen, alternative Benotungsformate, mehr Therapieplätze auf Krankenschein & den Ausbau von Therapiestellen, das Recht auf Pausieren des Studiums ohne Verlust der Beihilfen und ohne Zwang zur Angabe von Gründen sowie die Entstigmatisierung von psychischen und physischen Beeinträchtigungen.

Auch im 21. Jahrhundert sind wir noch weit von völliger und echter Gleichstellung aller Geschlechter entfernt. Patriarchale Strukturen sind noch tief in unserer Gesellschaft verankert und schlagen sich in verschiedensten Formen an den Hochschulen nieder. Um diese nachhaltig und langfristig bekämpfen zu können, gilt es, den Kampf gegen reaktionäre Weltbilder auch an den Hochschulen zu führen. Studierende müssen dazu angehalten werden, strukturelle und institutionalisierte Ungerechtigkeiten zu erkennen und Diskriminierungsformen aller Art zu bekämpfen. Zusätzlich fordern wir verpflichtende Sensibilisierungsschulungen für alle Lehrenden, Aktive FLINTA*förderung und Bekämpfung der Leaky Pipeline.

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender* und ist der Versuch einen Ausdruck für eine Personengruppe zu finden, die nicht cis männlich ist.

Diskriminierung von queeren Personen und Unwissen über LGBTQIAP+-Themen sind immer noch Alltag. Hochschulen sind kein von der Gesellschaft abgetrennter Raum, sondern immer ein Spiegelbild von ihr. So herrschen immer noch heteronormative Sichtweisen, auch in der Wissenschaft, vor. Wir fordern eine aktive Auseinandersetzung mit queerpolitischen Themen sowie den Ausbau von Anlaufstellen für alle vom Patriarchat und durch heteronormative Diskriminierung unterdrückten Personen. Außerdem braucht es als ersten kleinen SchrittUnisex-Toiletten an jeder Hochschule.

Studierende of Colour und/oder Studierende mit Migrationshintergrund stoßen immer wieder auf Rassismus, Vorurteile und Diskriminierung. Auch Antisemitismus ist an den österreichischen Hochschulen noch immer weit verbreitet. Diese Diskriminierungen sind ein strukturelles Problem und wirken sich auch auf den Inhalt der Lehre und Forschung aus: die meisten Lehrpläne sind gefüllt mit weißen, eurozentristischen Theorien, die unkritisch die koloniale und imperiale Lebensweise des globalen Nordens reproduzieren. Antirassistische Themen, wie Imperialismus- und Postkoloniale Theorien fehlen meistens gänzlich. So schaut aber keine freie, vollständige und kritische Bildung aus! Wir wollen ein antirassistisches Hochschulsystem mit unabhängigen Anlauf- und Meldestellen bei Diskriminierungsfällen, mit einer Förderung von People of Colour unter den Studierenden und dem Lehrpersonal und einem aufgearbeiteten Lehrplan, der keine rassistischen Inhalte reproduziert und aktiv antirassistisch ist.